top of page
AutorenbildKirsten Haenisch

INSPIRIERENDE FRAUEN (Georgia O'Keeffe)


Inspirierende Frauen Georgia O'Keeffe

" A woman who has lived many things and who sees lines and colors as an expression of living – might say something that a man can't – I feel there is something unexplored about woman that only a woman can explore."


Georgia O'Keeffe zählt heute zu den bekanntesten US-amerikanischen Malerinnen des 20. Jahrhunderts. Ihre Kindheit verbrachte sie auf einer Milchfarm im oberen Mittleren Westen, ihre Verbundenheit mit der Natur hat dort ihre Wurzeln. Schon früh möchte sie Malerin werden und wird von ihrer Mutter dahingehend unterstützt. Nach Jahren des Studiums, Arbeit als Grafikerin und Kunstlehrerin werden, von einer Freundin vermittelt, einige Arbeiten von ihr in der Galerie 291 von Alfred Stieglitz ausgestellt. Der 23 Jahre ältere Mann ebnet ihren künstlerischen Durchbruch, parallel entsteht eine intensive Liebesbeziehung, die schließlich 1924, auf sein Drängen hin, in eine Heirat mündet.


Die Verbindung ist Fluch und Segen zugleich. Ihm ist es zu verdanken, dass Georgia O'Keeffe in den folgenden Jahren immer bekannter wird, ihre Arbeiten erzielen hohe Preise. Gleichzeitig muss sie ihren Freiheitsdrang, den Wunsch nach Stille und Weite, die sie in der Natur findet, immer wieder dem Bedürfnis ihres Mannes unterordnen, der lieber in der gewohnten New Yorker Umgebung bleibt und den Austausch mit zahlreichen Menschen braucht wie Luft zum Atmen. Auch ihr inniger Kinderwunsch wird von ihm, der in ihr seine neue Muse findet (Stieglitz fertigt über 300, zum Teil erotische Fotos von der Malerin an), abgelehnt. Anfang des 20. Jahrhunderts sind ihre Möglichkeiten hinsichtlich Selbstbestimmung und Eigenverwirklichung stark begrenzt.


Dies und in späteren Jahren wiederkehrende Affären, insbesondere die langjährige enge Verbindung zwischen Stieglitz und Dorothy Norman führen zu einem Nervenzusammenbruch Ende des Jahres 1933, sie ist 45 Jahre alt. Ein Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik folgt und erst ein Jahr später findet sie wieder zurück zum Malen. Der Kummer, den sie so oft hinunterschluckte, das Unterdrücken der eigenen Bedürfnisse hatten ihren Tribut gefordert.


O'Keeffe geht gewandelt aus ihrer Krise hervor. Ab 1933 verbringt sie ihre Zeit regelmäßig mehrere Monate in New Mexico. Dort findet sie immer mehr zu sich und ihre Arbeiten sind tief inspiriert von der Wüste und den landschaftlichen und architektonischen Formen der Gegend. Ihr Verhältnis zu ihrem Mann hat eine neue Ebene gefunden. Das Bild "Eagle Claw and Bean Necklace" zeigt ihre neu erwachte Kraft. Wie ein Phönix aus der Asche hatte sie sich behauptet und ihre inneren Dämonen besiegt. Selbstbewusst geht sie von nun an ihren Weg, findet eine Balance zwischen dem WIR und ihrem neuen ICH.


1946 stirbt Stieglitz und, nachdem sie drei Jahren die meiste Zeit in New York damit verbringt, seinen Nachlass zu regeln, zieht sie ab 1949 dauerhaft nach New Mexico. Es bleiben ihr noch 37 Jahre, in denen sie unermüdlich malt, bis sie im Alter von 98 Jahren erblindet stirbt. Das Georgia O'Keeffe Museum in Santa Fe besitzt heute die größte ständige Sammlung ihrer Bilder weltweit.


Warum ich die Künstlerin in meine Reihe "Inspirierende Frauen" aufgenommen habe? Es ist das eigene Wiederfinden in einer anderen Frau, ihr Weg, der mit unserem in irgendeiner Weise in Resonanz geht. Es ist eine, die vor uns die Lebensmitte durchschritten und ihre große Krise gemeistert hat. Wenn du ihre Geschichte liest, wenn du ihre Bilder betrachtest, wenn du eintauchst in ein Foto von ihr, kannst du dich verbinden mit ihrer Kraft und ihrem Weg.


Du bist nicht allein.




9 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

コメント


bottom of page