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  • AutorenbildKirsten Haenisch

INNANA - EIN MYTHOS ALS SINNBILD



Wenn eine vorausgeht, können andere im Vertrauen auf ihren Weg folgen...


Die Wandlung in der Lebensmitte kann sehr herausfordernd sein. Umso tröstlicher ist der Gedanke, dass wir damit nicht allein sind. Es gibt Frauen, die mit uns auf diesem Weg sind und Frauen, die vor uns die Krisen dieser Phase gemeistert haben. Wir können uns wiederfinden in den Geschichten, die ihr Leben schrieb. Dies gilt auch für die Mythen der Antike, deren alte Weisheit heute noch gültig ist.


Innana war die große Himmelskönigin der Sumerer. Der Mythos ihrer Reise in die Unterwelt ist über 5000 Jahre alt und damit der älteste uns überlieferte Auferstehungsmythos.

Auf der Mittagshöhe ihres Lebens, als sie alles erreicht hat an Macht, Liebe und Lebensfülle, wird sie von einer Sehnsucht befallen: nach der Unterwelt, nach ihrer Schwester Ereschkigal, die dort regiert über Tod und Schmerz, über Abschied und Abstieg, über alles Leid des Lebens. Innana spürt, dass sie ohne ihre Schwester, ohne die Erfahrung der dunklen Seite des Lebens, nur halb ist.


So beschließt sie, hinabzusteigen in das dunkle Reich von Ereschkigal. Wohlwissend, dass der Gang ins Totenreich gefährlich ist, legt Innana alle Insignien ihrer Kraft und Macht an. Sieben heilige Kräfte, die sie stärken sollen. Zudem bittet sie Ninshubur, ihre treue Wesirin, sie möge nach ihr sehen, wenn sie nach drei Tagen nicht zurückgekehrt sei.


Doch auf dem Weg zur Unterwelt wird sie Stück für Stück entblößt. Alles muss sie abgeben, aber sie schreitet voran, kehrt nicht um, opfert alles, zuletzt ihr Gewand. Schließlich, im Angesicht der Annunaki. der Richter im dunklen Reich, erleidet sie den Tod. - Ninshubur alarmiert die Götter und findet in Enki, dem Herrn der Weisheit, die notwendige Unterstützung. Er formt zwei unscheinbare Geister und schickt sie, ausgerüstet mit dem Wasser des Lebens, hinab zu Ereschkigal, die sich unter Schmerzen windet, trauernd ob des Todes ihrer Schwester.


Die beiden Geister begegnen ihr mit Respekt und tiefster Anteilnahme für ihr Leid und bitten um den Leichnam der toten Königin, um sie mit dem Lebenswasser zu besprengen. Berührt von diesem ungewohnten Mitgefühl gibt Ereschkigal ihre Schwester frei. Innana kehrt, vom Wasser heil gemacht, als Verwandelte ins Reich des Lebens zurück.


Was kannst du für dich aus dieser Erzählung mitnehmen?


Für Frauen in der Lebensmitte ist die Begegnung mit dem Tod, das Heranlassen der emotionalen Erfahrung, das unser persönliches Sterben unausweichlich sein wird, ein wichtiges Thema. Mit vierzig ist es noch ferner als mit fünfzig, mit sechzig rückt es näher.


Selten wird diese Erfahrung freiwillig gewählt, oft erleben wir Schicksalsschläge, die uns zwingen. hinzuschauen, uns der dunklen Seite des Lebens zu stellen, Leid an uns heranzulassen und weiterzugehen, auch wenn es noch so schwer fällt. Wir erleben, dass Begabung, Ausstrahlung, Rang oder Name in solchen Phasen keine Bedeutung mehr haben. Es ist ein Weg durch die Nacht, auf dem wir allein und auf uns selbst zurückgeworfen sind.


Das Ende ist zugleich der Neubeginn. Innana erwacht zu neuem Leben, indem sie ihre Schwester anerkennt, in sich aufnimmt und sie nicht mehr abgespalten in der Unterwelt belässt. Auch für dich kommt der Moment, wo sich der dunkle Schleier deiner Krise wieder hebt und du heil und ganz heraustrittst. Das alte ICH ist gestorben oder, wie es eine Freundin einmal ausgedrückt hat:

"Die alte Petra gibt es nicht mehr."


Wie im Mythos wird dir das Erleben nicht abgenommen, aber es gibt unterstützende Kräfte, auf die du dich in deiner Krise verlassen kannst. Vielleicht suchst du dir Hilfe durch therapeutische Begleitung, vielleicht sind es Freunde und Familie, die in dieser Lebensphase für dich da sind. In jedem Fall kannst du darauf vertrauen, dass du angebunden bist.












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